Ich kann wirklich nicht behaupten, dass 2021 ein geiles Jahr war. Doch trotz dem Elend vor der Tür gab es eine erfreuliche Konstante: die Musik. Offenbar haben diverse Künstler*innen die pandemiebedingte Pause vom üblichen Trott genutzt, um neues Material zu schreiben. Die Dichte an guten Alben war 2021 beeindruckend. Und es gibt einen weiteren positiven Effekt: Viele kleine Bands haben es in Deutschland mit ihrer teils extremen Musik in die Charts geschafft. Ich vermute, dass die Metalheads die sonst für Konzerte und Bier eingeplante Kohle für Tonträger und Merch ausgegeben haben, was den Bands sehr zugutekam. Good job, everybody!
Die folgende Auflistung hat kein System und folgt keinen speziellen Genres. Ihr könnt sie als Inspiration für neue Hörimpulse nutzen oder ignorieren. Vielleicht findet ihr ja auch ein passendes Weihnachtsgeschenk, denn wie immer gilt – unterstützt die Kunst, die alte Bitch kann es echt gebrauchen!
Mastodon – Hushed and Grim
Mein Album des Jahres und in meinen Augen auch das beste Album der Band seit ihrem Meilenstein „Crack the Skye“. Seit meinem Review ist das Ding noch weiter gewachsen. Mittlerweile versuche ich mich an einigen Riffs selbst an der Gitarre, was meinen Respekt für die Leistung der Amis nur noch weiter steigert. Die Spotify-Statistik spricht für sich: Mit 1.400 Minuten habe ich im laufenden Jahr kein Album öfter gestreamt als „Hushed and Grim“. Dabei ist es erst seit gut einem Monat veröffentlicht.
Tribulation – Where The Gloom Becomes Sound
Ein ganz wunderbares Stück Düstermetal, der gerade im Winter garantiert wieder sehr oft auf meinem Plattenspieler landen wird. Ich bin nicht besonders gut mit dem vorherigen Schaffen der Band vertraut und kenne sie erst durch meine Homies von Sweeping Death, für die die Schweden einen großen Einfluss darstellen. Alleine der Track „Daughter of the Djinn“ rechtfertigt den Kauf.
Sweeping Death – Tristesse (EP)
Ein ausführliches Review zu der Scheibe habe ich bereits geschrieben. Nach wie vor freue ich mich über dieses schöne Release der Süddeutschen, feiere das Priest Cover von „Between the Hammer and the Anvil“ ganz hart (nicht auf der EP enthalten) und bin sehr auf das nächste Album gespannt.
Space Chaser – Give Us Life
Ein weiteres Top-Release von Freunden aus Deutschland (brace yourselves, es kommen noch einige). Der Plattenvertrag mit Metal Blade hat den Berliner Thrashern die wohlverdiente Aufmerksamkeit gegeben und auf dem Label-Einstand hört man sie mal wieder in Top-Form. Siggi bleibt mit seiner Stimme ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Ein Paar catchy Parts mehr hätte ich mir hier und da gewünscht, ansonsten läuft das Ding aber rauf und runter.
Bloodspot – The Cannibal Instinct
Und weiter geht es in der Kategorie „Freunde, die arschgeilen Metal machen“. Die Scheibe ist für mich ohne Frage der bisherige Höhepunkt der Band, auf dem sie gnadenlos düster und vielschichtig niederwalzen. Death-Thrash mit Tiefgang und Herz. Ich freue mich schon sehr darauf, das Material live zu sehen.
Endseeker – Mount Carcass
Eine deutsche Band, die mit schwedischem Death Metal in die Charts kommt. Willkommen in 2021! Der Erfolg ist den sympathischen Jungs vom Herzen gegönnt, denn hier wird auf einem Level mit den eigenen Vorbildern gespielt. Die HM2-Scheibe des Jahres.
Aeon – God Ends Here
Keine Death Metal Band neben Deicide hasst Gott so schön wie Aeon. Ihr 2010er Release „Path of Fire“ läuft bei mir regelmäßig. Auf „God Ends Here“ haben die Schweden ihren Sound massiv erweitert und klingen deutlich symphonischer. Das tut der Brutalität jedoch keinen Abbruch.
Cannibal Corpse – Violence Unimagined
Wo Corpse drauf steht, ist auch Corpse drin. Meine anfängliche Begeisterung hat mittlerweile etwas nachgelassen. Trotzdem bleibt der Einstand mit Erik Rutan an der Klampfe ein grundsolides Death-Metal-Album. Müsste ich eigentlich wieder auflegen.
Gojira – Fortitude
Eine meiner absoluten Lieblingsbands. Leider konnte ich ihnen auf ihrem Weg nach „L’Enfant Sauvage“ nur noch songweise folgen. „Fortitude“ macht jedoch vieles deutlich besser als „Magma“ und lässt mich weiterhin gespannt bleiben auf alles was uns diese revolutionäre Band noch durch die Gehörgänge jagen wird.
Exodus – Persona Non Grata
Nachdem Slayer sich von den Bühnen dieser Welt verabschiedet haben (bitte bleibt Legenden und kommt nicht zurück!), denkt Garry Holt offenbar nicht einmal daran langsamer zu machen. Auf diesem Album zeigt sich die Band tight und asozial wie eh und je. Ein absoluter Mosher voll mit geilen Riffs, wilden Soli und einem fiesen Souza am Gesang. Mein Mosh-Highlight des Jahres.
Angelus Apatrida – Angelus Apatrida
Die geilen Riffs gehen den Spaniern offenbar nicht aus. Die europäischen Testament zeigen auch in diesem Jahr keine Abnutzungserscheinungen und liefern wieder ein treibendes und abwechslungsreiches Thrash-Album ohne nennenswerte Schwächen.
Metallica – The Blacklist
Eines der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten wird mit einem verdammt spannenden Tribute-Album gewürdigt. Es lohnt sich wirklich, sich hier mal durchzuhören, denn die Cover sind beeindruckend vielschichtig und oft genug völlig überraschend. Nicht alle Interpretationen treffen bei mir den Nerv. Allerdings zeigen beispielsweise die „Enter Sandman“-Versionen von Ghost und Alessia Cara & The Warning eindrucksvoll, wie unterschiedlich und cool man einem totgenudelten Klassiker neues Leben einhauchen kann. Viel Spaß bei dieser Entdeckungsreise!
Wolves In The Throne Room – Primordial Arcana
Black Metal ohne satanistischen Kindergarten, Tolkien-Referenzen oder Hitlergrüße? Gibt es. Obwohl „The Two Hunters“ und „Black Cascade“ für mich weiterhin die essenziellen Alben der Amis bleiben, ist „Primordial Arcana“ ein spannendes und von dichter Atmosphäre durchdrungenes Album geworden, auf dem man neue Elemente sehr überzeugend in den Bandsound einweben konnte.
Der Weg einer Freiheit – Noktvrn
Im Prinzip kann man den vorherigen Absatz für das neue Werk der Schwarzwälder unverändert übernehmen. Eine Band mit einer klaren Vision und genügend Mut, um den eigenen Weg genau so zu gehen, wie man es für richtig hält. Das Resultat ist mal wieder top.
Vola – Witness
Eine dieser „Euroblast Bands“, die mich oft eher kalt lassen. Mit diesem dänischen Progmetal hatte ich jedoch sehr viel Spaß. Toller Sound und geschmackvolles Songwriting. Freunde von Soen oder Leprous sollten reinhören.
Moonspell – Hermitage
Alte Liebe rostet nicht. Die Portugiesen waren eine meiner ersten Live-Bands überhaupt und sind mir seitdem ausnahmslos sympathisch geblieben. Ich finde nicht jeden Song gut, allerdings auch kein Album schlecht. Fans von (überwiegend) klischeefreien Düstermetal werden hier garantiert glücklich.
Cradle of Filth – Existence Is Futile
Genau wie Moonspell, sind Cradle eine Liebe aus den Teenie-Tagen. Zwischendurch überhaupt nicht mehr auf dem Schirm gehabt, meldet sich der Oberkreischer Filth mit einem richtig guten Album zurück. Alle Trademarks sind da, ebenso wie kleine Überraschungen und viele schöne Details. Neue Fans gewinnt es vermutlich nicht, alte Anhänger werden dagegen ihre Freude haben.
Accept – Too Mean To Die
Dass die Herrschaften überhaupt noch aktiv sind, verdient Respekt. Dass sie seit dem Einstieg von Mark Tornillo (Gesang) mit jedem Album einen Heavy-Metal-Volltreffer landen erst recht. Auch dieses Jahr stehen Accept für arschtighte Festivalhymnen, die einfach Bock machen. Fan!
Unknown
Jap. Das meiste kenn ich und gefällt.
Auch die dir nicht gefallen haben habe ich ähnliche Meinung
Eugen Lyubavsky
Hehe – na dann sind wir uns ja einig. Wunderbar!