Sodom, Melechesh, Venom Inc., Primordial, Dismember, Deicide, Samael oder Dark Funeral – sie alle sind für das finnische NSBM-Festival Steelfest bestätigt. Von einem Versehen kann keine Rede sein. Die Veranstaltung ist seit vielen Jahren ein Tummelplatz für Antisemiten, Homophobe, Xenophobe, Pädophile und Neonazis. Einige der Bands sind nicht zum ersten Mal zu Gast. Die aktuellen Rechtfertigungsversuche der gebuchten Bands zeigen, wie tief der Metal heute im braunen Sumpf verstrickt ist. Und dass es kaum einen kümmert.
Brauner wird’s nicht
„Reign of tyranny, of magick and strength / Enthroned Aryan spirit the resurrection of our reich / Valour of pagan Europe / War and warrior’s blood“ (Strength and Honour) „Sieg Heil! The sign of our cross rises“ (Wolves of Blood and Iron, beide vom Debüt Strength and Honour) von Satanic Warmaster
Die gleiche Band veröffentlichte einen Track auf dem „Satanic Skinhead: Declaration Of Anti-Semetic Terror“ Sampler, auf dem auch Lieder wie „14 Showerheads, 1 Gas Tight Door“ von 88MM, „Smash The Fucking Jewish Kikes“ von Desubhumanizer oder „Antisemitic Fundamentalism“ von Der Stürmer zu hören sind.
“Today we are more dedicated than ever before and as I’m basically the heart and soul of HORNA, our ideology has leaned towards Nietzsche, anti-humanity, torments, superstitions, witchcraft and even some NS ideals.“ Selbstbeschreibung des ehemaligen Mitgliedes der Band Horna, Lauri „Nazgul von Armageddon“ Penttilä.
Heute stehen Horna bei dem Label World Terror Committee, dessen Besitzer Sven „Unhold“ Zimper, der Gitarrist/Schlagzeuger der NSBM-Band Absurd, unter Vertrag.
„Heidentum oder vielmehr ethnische, natürliche Glaubensvorstellungen und Religionen sind Bestandteil unserer Natur, Teil unseres rassischen Erbes.“ Rassenlehre von Robert „Rob Darken“ Fudali von Graveland.
Graveland, wie auch viele andere Bands im Line-Up, sind Mitglieder im Neonazi-Netzwerk The Pagan Front.
Neonazis salonfähig machen
„We can’t always please everyone and we don’t want that at all, but if we have to bow to some kind of political pressure every time, then we artists/musicians can soon quit our jobs. And after 40 years in this exciting business, I don’t need any instructions about what to do or not.„
Nun, lieber Angelripper – wenn du nach 40 Jahren immer noch nicht kapiert hast, dass man keine gemeinsame Sache mit Neonazis macht, musst du dir das eventuell doch noch mal erklären lassen.
Es entsteht der Eindruck, als hätten Sodom schlichtweg keinen Bock, sich mit all dem genauer zu befassen. Vielleicht hat man als weißer Mitteleuropäer am Gelsenkirchener Stammtisch in der Tat keine Probleme mit Diskriminierung. Vielleicht wurden auch einfach keine Ficks gegeben.
[UPDATE]
Übrigens ist die Ausrede „Wir wussten vorher nicht wer auf dem Line-Up stehen würde“ pure Heuchelei. Sodom & Co haben bereits 2013, der ersten Ausgabe des Festivals, die Bühne mit Satanic Warmaster oder Goatmoon geteilt (auch spielte man 2019 auf dem Ableger Steelchaos). Sowohl auf der Bühne als auch davor gab es massenweise Hitlergrüße. Man muss den Kopf schon ordentlich tief im Arsch haben, um zu behaupten von all dem nichts mitbekommen zu haben. Hier ein Paar Impressionen.
[UPDATE ENDE]
Wie gefährlich die Teilnahme an einem Event wie Steelfest ist, scheinen viele der genannten Mainstream-Bands nicht zu verstehen. Oder es interessiert sie schlichtweg nicht. So sagte die Band Melechesh ihren Auftritt zwar ab. Jedoch aus terminlichen Gründen. Für die Kohle hätte man es durchaus getan.
Dabei holt man mit seinen Auftritten vor und mit Neonazis eben diese immer weiter in die Mitte der Gesellschaft. Ja – Corona war gerade zu Berufsmusikern besonders hart. Das Geld ist knapp und die Verzweiflung groß. Aber nimmt man deswegen jedes verdammte Angebot an, solange die Gage stimmt? Spielen Sodom demnächst „Ausgebombt“ für die Taliban? Oder sieht man Samael bald auf einer AfD-Veranstaltung abrocken?
Die Reaktionen im Internet zeigen klar, wessen geistiges Kind die Befürworter des Steelfestes sind. Das Besorgter-Bürger-Bullshit-Bingo wäre witzig, wenn es nicht so traurig wäre. Gutmensch, Soyaboy oder Kommunist sind noch die harmloseren Ausfälle. Für meine Kritik an der polnischen Band Mgla, die auf dem finnischen NSBM-Label Northern Heritage unter Vertrag steht, bekam ich Morddrohungen.
„Unpolitisch“ ist eine feige Ausrede
Die Ausrede, unpolitische Musik zu machen, begegnet einem an jeder Ecke, wenn es um Verflechtungen mit der NSBM-Subkultur und anderen braunen Strukturen geht. Das Ganze ist so pathetisch wie durchsichtig. Den Bands fehlt schlichtweg der Wille, sich die Mehrarbeit zu machen. Das Steelfest bucht nicht erst seit gestern Neonazi-Bands. Plötzlich auf diesem Line-Up zu landen ist mindestens ein Totalversagen des Managements. In Wahrheit aber eher eine „ist mir scheißegal“ Einstellung von allen Beteiligten.
Klar ist es mühselig, im Vorfeld zu checken, auf was man sich da eigentlich genau einlässt. Und natürlich passieren dabei auch Fehler. Wenn man diese Fehler jedoch gar nicht erst als solche wahrnimmt, spricht das für sich.
Das Feigenblatt „unpolitisch“ zieht nicht mehr.
Wer vor und mit Nazis spielt, setzt ein klares politisches Statement.
Wer seinen Namen für eine Naziveranstaltung hergibt, bewirbt ebendiese und macht damit ein klares politisches Statement.
Habt wenigstens den Mumm zu sagen, dass euch die Konsequenzen eurer Handlungen am Arsch vorbeigehen, solange die Kohle stimmt. Ehrlichkeit ist immerhin etwas, dass man respektieren kann.
Mir persönlich bricht dieses neue Level an Ignoranz das Herz. Ohne Sodom hätte es meine Band in der Form nie gegeben. „Ausgebombt“ war unser erstes Cover auf unserem ersten Gig. Wir haben im Bandbus Stunden mit der Musik von Melechesh verbracht. Primordial hängen immer noch über meinem Bett. Deicide liefen noch gestern beim Training. Es schmerzt. Es schmerzt gewaltig. Ich bin Metalhead. Aber ich bin auch Antifaschist. Und Letzteres geht vor. Immer.
„No trade with death
No trade with arms
Dispense the war
Learn from the past“
Sodom – Ausgebombt
wef
Meine Fresse bist du ein Lappen, allein dass du seit Jahren nicht weißt wie der Sänger von Primordial zu gewissen Themen steht.
J.R.
Ein "Lappen" der ganz klar Kante gegen Faschisten in seiner Subkultur zeigt. Der Mann hat Respekt und Unterstützung verdient.
Horstsband
Was auch immer er sagt, scheint nicht dafür zu reichen bei so einem Neonazi-Festival abzusagen bzw. gar nicht erst zu buchen.
Ganz ehrlich was ist sein Gerede ohne Taten wert?
samö
Danke für diesen Artikel, es muss mehr bewusste Auseinandersetzung mit Sexismus, Rassismus, Homophobie in der Metalszene geben. Die Ignoranz ist grenzenlos. Von außen gesehen, sind das wirklich alles nur noch Honks, die nichts können außer sich die Hucke zuzusaufen.
MP7A2
Mimimimimi
Uersel Fuhrer
Genau solche Kommentare stehen für das, was dieser Artikel aussagt: manchen Vollpfosten gehen solche politischen Affinitäten am Arsch vorbei! Hauptsache die Kohle stimmt, der Rest erledigt die Marketingabteilung des Labels…
#fcknzs
Horstsband
Danke für den Artikel!
B.B.B.
Heul doch…
Unknown
Traurig, aber gut das du es aufdenkst. mach weiter.
Unknown
ABART…. Der Name Fehlt 🙂
DerMicha.72
Mir persönlich wird hier ein wenig zu bewusst gegen Sodom geschossen,
steht doch noch ein weiteres Urgestein des deutschen Thrash Metals mit auf dem Line Up, welches nicht im geringsten erwähnt wird.
Das hinterlässt den Eindruck eines persönlichen Feldzugs, und nicht der neutralen Berichterstattung !
Daher bleibe ich auf meinem Weg:
Musik ist Musik,
Politik ist Politik… Punkt !
Und nun dürft ihr gern die Vorurteil-Schublade öffnen und mit dem Shitstorm beginnen ����♂️
J.R.
Metal war und ist immer politisch. Denkst du etwa bei Black Sabbaths "War Pigs" geht es um Schweinezucht? Wie wäre es noch mit "One" von Metallica, "Refuse/Resist" von Sepultura, "Indians" von Anthrax, "Peace Sells" von Megadeth. Wenn du denkst, da ist keine Politik drin willst du es einfach nur nicht wahrhaben und ignorierst es bewusst weg.
Akula
Oh Gott Micha, Du hast vom Metal und von Musik ja mal gar keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil deren Texte weder liest, verstehst, noch darauf achtest.
DerMicha.72
Mir persönlich wird hier ein wenig zu bewusst gegen Sodom geschossen,
steht doch noch ein weiteres Urgestein des deutschen Thrash Metals mit auf dem Line Up, welches nicht im geringsten erwähnt wird.
Das hinterlässt den Eindruck eines persönlichen Feldzugs, und nicht der neutralen Berichterstattung !
Daher bleibe ich auf meinem Weg:
Musik ist Musik,
Politik ist Politik… Punkt !
Und nun dürft ihr gern die Vorurteil-Schublade öffnen und mit dem Shitstorm beginnen 🤷🏼♂️
Eugen Lyubavsky
Sodom stehen in diesem Artikel exemplarisch im Mittelpunkt, weil sie der aktuelle Headliner waren und in ihrer Absage kein Wort der Einsicht oder inhaltlicher Distanzierung verlieren. Im Laufe der Jahre standen leider viele Bands, von denen ich Fan bin/war auf dem Line-Up dieses braunen Festivals. Was richtig ist – mein Blog liefert keine neutrale Berichterstattung, sondern meine Sicht auf die Dinge. Was falsch ist: "persönlicher Feldzug". Als Thrasher und Fan bin ich aktuell enttäuscht und desillusioniert und habe selbst noch keine Entscheidung getroffen, wie ich zu diesen Bands in Zukunft stehen soll.
Akula
Persönlich enttäuschen mich hier Moonsorrow und Primordial. Beide sind, wie auch Shape of Despair, schon die vergangenen Jahre dort aufgetreten. Vielleicht werden Primordial hier auch als Alibi missbraucht, wie auch immer. Alan und Band sollten schon wissen, wo sie auftreten.
John Torronto
Ich habe mir schon vor langer Zeit auf die Fahnen geschrieben, Bands, die es nicht raffen wollen, nicht mehr zu hören. Das macht mein moralischer Kompass nicht mit. Langsam wird die Liste der Alben/Bands , die ich sehr mag, aber aussortieren muss, echt lang.
Es wird so dringend Zeit, dass die Metalszene aufwacht. Ich befürchte nur, das wird nie passieren. Hatte letzt noch beim Bierchen eine lange Diskussion mit Freunden, die alle politisch absolut korrekt und in Ordnung sind. Da kommen desöfteren Aussagen wie " Joa, aber die Mucke ist geil und man versteht die Texte ja nicht", oder "Man kann doch nicht jede Band, die man neu entdeckt, erst mal überprüfen"….doch, das kann man. Und nein, egal wie geil die Mucke ist (was sie eh selten ist), höre ich keine Band, die rechten Drecksscheiß propagiert.
Unknown
Oh man, das ist schon echt enttäuschend, wenn deine musikalischen Idole ihre Bands moralisch völlig an die Wand fahren. Ich bin wirklich enttäuscht und zwar am meisten von Sodom, ich hätte da mehr erwartet…
M.
Primordial und Havukruunu sind relativ schnell gewesen in ihrer Entscheidung, dem Festival nicht beizuwohnen. Insbondere zweitgenannte Band hat sich sehr klar ausgedrückt.
Zudem: Taake bzw. Hoest hat sich doch recht klar für seine Aktion entschuldigt. Seinen dummen Troll-Move würde ich nicht mit den anderen zitierten Bands gleichsetzen.
Unknown
Danke. So viele "unpolitische" Metalfans eiern in dieser Hinsicht unerträglich rum und scheinen vollkommen überfordert zu sein mit einer Positionierung gegenüber Nazismus im Metal.
Ich habe das Gefühl, viele vermuten, dass Faschismus ein irgendwie bisschen zur Metal-Folklore gehören würde und darum halt irgendwie ok sei (vermutlich solang man keinen killt oder so was), dass es edgy sei sich nicht zu positionieren oder dass antifaschismus irgendwie nicht true ist, wobei das auf Nachfrage alles kaum genau beschrieben werden kann.
Das ist nicht transgressiv, das ist schwach. Wenn du bereit bist faschismus zu tolerieren, weil ein cooler großer Junge mit Gitarre das scheinbar auch cool findet, dann bist du nicht edgy oder true, dann bist du einfach ein Lappen.
Du bist bereit, die Schwächsten unter den Bus zu schubsen um in deiner Szene, oder was du dafür hältst, ein bisschen nach oben zu buckeln.